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Büchersanierung nach Schimmelpilzbefall

Über Jahre waren die Bestände einer Fachhochschule nicht fachgerecht gelagert. Feuchtes Mauerwerk und eine viel zu hohe Luftfeuchtigkeit hatten Akten und Bücher stark geschädigt. Teilweise waren die wertvollen Schriften sogar in einer zugigen Scheune untergebracht. Jetzt sollte ein BBW-Mitgliedsunternehmen die historischen Schätze retten. „Hier ist nichts mehr zu retten“ - das war der erste Eindruck, als BBW-Fachsanierer die durchfeuchteten und verschimmelten Schriftstücke in Augenschein nahmen. Dennoch nahmen die Sanierungsexperten die Herausforderung an. Zum Glück hatten die Akten nicht direkt auf dem Fußboden gelegen und waren daher nicht völlig durchfeuchtet. Trotzdem waren die Papiere aus den unteren Lagen durchweg von einem starken Schimmelbefall betroffen und zudem durch die Feuchtigkeit verklebt.



Die Sanierung erfolgte daher in enger Abstimmung mit erfahrenen Restauratoren, um die Archivalien nach Trocknung und Reinigung zu konservieren. Die Aufgabenstellung war im Grunde recht einfach: alle Papiere sollten kostengünstig vom Schimmelpilzbefall befreit werden, um den Archivaren ein gefahrloses Arbeiten mit den Papieren zu ermöglichen. Nach den Vorgaben der Restauratoren wurde nun ein Sanierungskonzept erstellt. Zunächst wurde ein Teil des Archivs, in diesem Fall eine Halle, zum Sanierungsbereich erklärt und durch Folienwände von den übrigen Bereichen abgetrennt. Der Zutritt zum Sanierungsbereich war nur über Schleusen möglich. Außerdem wurde im Arbeitsbereich ein Unterdruck hergestellt, um ein Verschleppen von Schimmelsporen oder anderen Verunreinigungen zu verhindern. Dafür kam ein Hepa-Filtersystem zum Einsatz, der die abgesaugte Luft gleich reinigte.



Vor Beginn der eigentlichen Sanierungsarbeiten wurden alle Kartons und Verpackungen sowie die einzelnen Bücher und Papiere mit einem Hepa-Industriestaubsauger und speziellen Düsen abgesaugt. Während der gesamten Sanierung gingen die BBW-Experten sehr behutsam zu Werke, damit die historischen Papiere wie Familien- und Kirchenbücher keine zusätzlichen Schäden davon trugen. Zuerst wurden die Akten und Bücher vorsichtig abgesaugt und dann mit viel Aufwand – zum Teil seitenweise - mit einem Latexschwamm trocken gereinigt. Die Verwendung von Latexschwämmen hatte sich schon bei voran gehenden Aufträgen mehrfach als eine sehr effektive Methode zur Reinigung von Büchern und Aktenstücken bewährt. Die Reinigung mit diesen Schwämmen wird immer im Trockenverfahren durchgeführt. Durch die feinen Poren ist der Schwamm in der Lage sehr feine Partikel abzureinigen. Das Prinzip ist dem „Radieren“ ähnlich. Während der Bearbeitung mit dem Latexschwamm muss allerdings sehr genau darauf geachtet werden, dass abradierte Partikelreste sofort vom Papier entfernt werden, um ein Verschmieren zu verhindern.



In regelmäßigen Abständen wird der Schwamm dann abgeschnitten, um mit einem sauberen Stück weiterarbeiten zu können. Bei der Sanierung mit dem Latexschwamm bleiben nicht wie beim herkömmlichen Radierer Rückstände auf dem Papier. Zudem reinigt der Schwamm das Papier sehr schonend, denn es wird kaum Druck auf die zu reinigende Oberfläche ausgeübt. Während der Arbeiten wird die Luft im Arbeitsbereich ständig ausgetauscht und mit einem Hepa-Filtersystem gereinigt. Dadurch soll eine erneute Kontamination der bereits bearbeiteten Akten und Bücher vermieden werden. Neben der Trocknung und Reinigung wurden alle Heftklammern und ähnliche Gegenstände aus den Papieren entfernt, um Beschädigungen durch Rost zu unterbinden. Nachdem der Sanierungserfolg durch Messungen mit einem Lumitester festgestellt war – eine Testmethode, die aus dem Gastronomiebereich zur Hygieneüberprüfung bekannt ist - erfolgte die Verpackung der geretteten Unterlagen in säureund weichmacherfreien Mappen und Kartons und der Rücktransport in die Archive.



Weitere Informationen zur Aktensanierung finden Sie hier im ausführlichen Online-Vortrag.



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